Fachschaft und Studiengangleitung haben sich gemeinsam fünf Fragen an Dozierende des Studiengangs überlegt, die Studierenden die Gelegenheit geben sollen die Dozent*innen ein wenig besser kennenzulernen.
1. Wie sind Sie zu Ihrem Forschungsschwerpunkt gekommen?
Der Forschungsgegenstand – Film – ist zu mir nach Hause gekommen, als ich noch ein Kind war. In unserer Familie wurden viele Filme geschaut und es kam auch drauf an, was und von wem die Filme jeweils waren. Und für zum Beispiel unverständlicherweise spätabends gesendete Charlie-Chaplin-Filme gab es das Konzept des „Vorschlafens“: früh ins Bett gehen und dafür zu Sendebeginn geweckt werden. Das hat Filmen eine Dringlichkeit und einen Wert verliehen, die bis heute bestehen. Verändert und – hoffentlich – erweitert haben sich natürlich Blick und Erkenntnis(-interesse).
2. Welches war ihr bestes KSM-Seminarthema bisher, und was wäre ein Wunschthema für die Zukunft?
Aus der bisher schmalen Auswahl würde ich mich für „Kunst im Film“ entscheiden. Das habe ich schon mehr als einmal angeboten und konnte so lernen, was ich das nächste Mal besser mache. Und was ich besser nicht mache. Abgesehen davon: Es war spannend zu sehen, wohin sich das Seminar entwickelt hat, wie die Studierenden es verändern, erweitern und prägen, trotz aller geplanten Struktur.
Für die Zukunft? Wie Tanz in einem Film unmittelbar die dargestellte Welt verändern kann, finde ich schon lange faszinierend. Allerdings habe ich bisher noch gezögert, darum herum ein Seminar zu konstruieren.
3. Welches Buch hat Sie besonders beeinflusst, bzw. sollte man unbedingt gelesen haben?
Das finde ich schwierig. Erstens sind es natürlich etliche Bücher (jeden Tag würde die 10er-Liste anders ausschauen). Und zweitens habe ich Sorge, dass ich das hier genannte Buch beim Wiederlesen auf einmal langweilig, banal oder prätentiös fände. Aber ich versuch’s mal: In „Rabbit Redux“, dem zweiten Buch der Rabbit-Tetralogie von John Updike, findet an einer einzigen Stelle (auf fast 2000 Seiten) ein vorübergehender Perspektivwechsel statt. Dass der sich so erschütternd auswirkt, liegt vor allem daran, dass er den Protagonisten in einer Weise relativiert, von der dieser sich nicht mehr erholen wird. Das hat mich als Leser verändert. Ein paar weitere ungeordnet durch den Kopf rauschende Bücher, an die ich immer wieder denken muss: The Glass Key (Dashiell Hammett), The Blazing World (Siri Hustvedt), Limonov (Emmanuel Carrère), Aufzeichnungen aus dem Kellerloch (Dostojewski)
Aber wahrscheinlich ist vor allem ein wissenschaftliches Buch gemeint und hier fällt mir zuerst „Visual Style in Cinema – Vier Kapitel Filmgeschichte“ von David Bordwell ein. Instruktiver und eleganter habe ich mich bisher selten über grundlegende Formen visueller Arrangements im Film unterrichtet gefühlt.
4. Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Kommt drauf an, was drin ist. Bier: schade, schon halb leer – H-Milch: verdammt, noch halbvoll
5. Welchen Rat würden Sie, rückblickend aus eigener Erfahrung, Ihrem Studierenden-Ich geben?
Konkrete Ratschläge habe ich nicht zur Hand, aber vielleicht ganz allgemeine: Lies die schwierigen Bücher jetzt, später sind sie auch nicht viel einfacher. Außerdem ist es meine Erfahrung, dass es sich für mich meistens gelohnt hat, einen Fuß in Bereiche zu setzen, wo über andere Dinge gesprochen wird als über die, die ich (ohnehin schon) mochte und die mir nah und vertraut waren. Das hat sowohl den Horizont als auch den Blick auf die vertrauten Gegenstände erweitert.