Name: Carina Grünewald
Arbeitgeber und Ort: Selbstständig in Rendsburg
Jobbezeichnung: Geschäftsinhaberin eines Woll- und Handarbeitsgeschäfts
KSM-Abschluss im Jahr: 2013
1. Kannst du uns ein wenig über deine Zeit an der EUF und bei dem Studiengang KSM erzählen?
Zuvor habe ich in Flensburg im Bachelor Englisch und WiPo (Wirtschaft/Politik) auf Lehramt studiert aber schnell gemerkt, dass der Beruf Lehrerin nichts für mich ist. Flensburg als Stadt und die Uni selbst haben mir aber so gut gefallen, dass ich gerne für den Master bleiben wollte und auf KSM gestoßen bin. Zunächst klang dieser Studiengang sehr spannend, aber später hätte ich beinahe abgebrochen, weil mir der Studiengang aus zu vielen verschiedenen Fachbereichen zusammengewürfelt war und ich nicht wusste, wie ich das später beruflich für mich nutzen sollte. Es braucht einfach viel Eigeninitiative, um sich nach dem Studium beruflich orientieren zu können und das hat mir damals Angst gemacht. Letzten Endes habe ich den Master aber durchgezogen und finde ihn auch immer noch gut, auch wenn er damals zu dem Zeitpunkt für mich einfach nicht wirklich das richtige war. Ich nehme auf jeden Fall nicht nur Fachliches, sondern auch viel Lebenserfahrung aus dem Studium mit und komme auch heute noch gerne nach Flensburg.
2. Was machst du zur Zeit beruflich?
Handarbeit war schon im Studium ein wichtiges Hobby für mich und so habe ich dann nach dem Studium ein zweijähriges Volontariat im redaktionellen Bereich bei einem Strick- und Häkelmagazin gemacht. Das hat einerseits sehr viel Spaß gemacht, zeige andererseits aber auch den Druck in dieser Branche, da man ständig abliefern muss. Nach einem Ortswechsel beschloss ich dann mit meinem Handarbeitswissen in den Verkauf zu wechseln und machte mich schließlich 2019 auch mit einem eigenen Handarbeitsgeschäft „Wollkaufladen“ selbstständig. Also ist es letzten Endes was ganz anderes als das Studium, aber es ist etwas Eigenes und Schönes. Mir gefällt es, dass ich meine eigene Chefin bin und bestimmen kann, wann, wie und wie viel ich arbeite.
3. Wie sieht dein beruflicher Alltag aus?
Grundsätzlich bin ich natürlich viel im Laden tätig und mache dort die Beratung und den Verkauf meiner Ware. Außerdem stricke ich viele Dinge, um sie anschließend als Verkaufsmodelle im Laden auszustellen und schreibe und übersetze Anleitungen aus dem Englischen. Auch Einkauf der Waren und die Buchhaltung sind ein großer Teil, doch manches delegiere ich auch an meine Mitarbeiter*innen. Bei Social Media sind wir ebenfalls vertreten und die Konten bei Facebook und Instagram und der Blog müssen regelmäßig gepflegt und mit neuen Postings versorgt werden. Inzwischen habe ich seit der Pandemie auch einen Online-Shop dessen Bestellungen bearbeitet werden müssen.
4. Kannst du deinen beruflichen Werdegang mit dem Master KSM verbinden?
Sprachlich haben mir die Kurse von Linguistik weitergeholfen und ich bin auch schließlich mit der Masterarbeit in der Linguistik gelandet, da Stricker*innen in der Szene ein ganz eigenes Vokabular verwenden. Außerdem haben mir auch die Kulturkurse ein gewisses Verständnis vermittelt, da es sich auch bei Handarbeit um eine Form von schaffender Kultur handelt. Die BWL-Kurse aus KSM waren für mich nicht unbedingt etwas Neues, da ich dieses Wissen bereits zuvor in meinem Bachelor auf Lehramt mit WiPo gelernt habe. Das Studium deckt aber eben hauptsächlich nur die Theorie ab, das meiste lernt man dann erst in der Praxis. Mein Praktikum hatte ich bei einem kleinen Verlag in Malmö gemacht, der unter anderem Gedichte von Geflüchteten aus der jeweiligen Landessprache ins Schwedische übersetzt und ich durfte mit ihnen auch auf eine kleine alternative Buchmesse nach Stockholm fahren. Auch wenn ich letztendlich nicht in dieser Branche gelandet bin, hat das trotzdem großen Spaß gemacht.
5. Hast du Tipps und Tricks für aktuelle KSM-Studierende?
Genießt eure Studentenzeit und sammelt Erfahrung! Grundsätzlich kann man ja doch viel mitnehmen aus dem Studiengang und selbst, wenn es einem nicht vollkommen zusagt, aber man wird definitiv nicht mit leeren Händen aus diesem Studium gehen. Wichtig ist, dass man Eigeninitiative zeigt und sich schon im Studium umsieht, wo man vielleicht noch ein Praktikum oder im Anschluss ein Volontariat machen könnte.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Carina Grünewald für das tolle Interview!
von Lisa Weldishofer