von Finn G.
Vom 01.03.2022 bis zum 30.05.2022 habe ich mein Praktikum bei Delta Radio in Kiel absolviert. Delta Radio ist einer der bekanntesten Privatsender im Sendebereich von Schleswig-Holstein und Hamburg. Der Sender existiert seit 1993 und war zuerst thematisch für Pop-Rock zuständig, nun bedient er aber eher den Mainstreambereich. Das Motto „klingt anders“ definiert den Sender als individuell und steht als Gegenbewegung zu den anderen Sendern. Dadurch wird die gespielte Musik des Mainstreams auch möglichst individuell interpretiert. Die Zielgruppe von Delta Radio richtet sich an die Altersgruppe von 14 bis 35 Jahren. Delta Radio ist Teil der Regiocast Gruppe, mit Sitz im Kieler Wittland, im früheren Funkhaus und heutigen Radiozentrum Kiel.
Während meines Praktikums konnte ich die diversen Seiten der Radiolandschaft kennen lernen. Als Praktikant durfte ich bei Livesendungen dabei sein und verfolgen, was technisch passiert und wie die Moderator*innen sich darauf vorbereiten. Besonders die Spontanität, die manchmal gefragt war, zeigte, dass es Erfahrung braucht, um diesen Beruf versiert auszuüben. Bei Delta Radio sind die Moderator*innen gleichzeitig auch Redakteur*innen. Dies nicht zuletzt auf Grund der finanziellen Situation und der daraus resultierenden geringen Mitarbeiterkapazität. Die Arbeit der Moderator*innen wird dafür natürlich komplexer, da sie ein weiteres Feld abdecken müssen. Allerdings hat diese Arbeitsweise auch den Vorteil, dass die Moderator*innen durch die eigene Vorbereitung noch tiefer in der präsentierten Materie stecken. In täglichen „Redaktionskonferenzen“ werden die Themen des Tages vor- und nachbesprochen. Außerdem werden die so genannten „Call-In“-Themen für die nächsten Tage gesucht. „Call-Ins“ sollen die Zuhörer*innen aktivieren und motivieren bei Delta Radio anzurufen oder Sprachnachrichten zu schicken, welche dann im Radio gespielt werden können. Wir Praktikant*innen bereiten meist am Vortag einige Sprachnotizen vor, die exemplarisch genutzt werden können oder falls die Zuhörer*innenbeteiligung nicht ausreicht.
Neben dem Vorbereiten der Sprachnachrichten gab es auch andere regelmäßige Aufgaben für uns. Eine der größten Aufgaben war die Pflege der Webseite „Delta-Radio.de“. Wir waren verantwortlich für folgende Artikel:
– das „Album der Woche“: ein Musikalbum, welches von einer Moderatorin ausgewählt wurde und über das wir Informationen zusammentrugen
– das „Musikspezial“: ein Artikel, welcher ein wöchentliches Interview von einem Moderator mit diversen Musiker*innen bewerben sollte
– diverse Lifestyle-Artikel zu aktuellen Themen, wie Corona Tests oder der Socialmedia App BeReal.
Außerdem waren wir dafür zuständig, den „Top 40-Countdown“ und die „Frischetheke“ zu aktualisieren. Beides sind abstimmbare Auflistungen von Song die von einer Moderatorin ausgewählt werden. Der „Top 40-Countdown“ wechselt jede Woche die 5 Songs mit den wenigsten Stimmen und die „Frischetheke“ präsentiert jede Woche 10 „neue“ Songs.
Als Zusatzaufgabe hatten wir immer wieder die Möglichkeit Umfragen zu machen. Dafür sind wir dann mit diversen Themen, meist die „Call-In“ Themen, in Kiel zu unterschiedlichen Orten gefahren und haben mit einem Mikrofon Passant*innen die gewählte Frage gestellt. Am Ende haben wir die gesammelten Töne dann zusammen geschnitten für die Shows. Das Schnittprogramm nutzten wir auch für das Zuschneiden von Interviewtönen, bei denen die einzelnen Antworten als einzelne Audiofiles gespeichert werden sollten. Uns Praktikant*innen war es auch immer erlaubt, so genannte „Airchecks“ zu machen. Dies sind Radioprobeaufnahmen, bei denen einzelne Moderationen aufgenommen und bewertet werden. Die Kritik konnte ich mir dann bei einem/einer der Moderator*innen abholen. Diese Airchecks kann man nun benutzen, um sich beim Radio oder für anderen Audiomedien zu bewerben, da dies ein beliebtes Kriterium ist. Chronologisch wäre der nächste Schritt nach dem Praktikum ein 1,5 bis 2-Jähriges Volontariat auf dem Weg zum Beruf Moderator*in oder Redakteur*in. Es gibt allerdings auch einige Beispiele, bei denen ein Volontariat nicht notwendig ist.
Alles in allem war das Praktikum bei Delta Radio eine gute Erfahrung. Man konnte sich zum Teil auch kreativ einbringen, obwohl dies durch die senderinternen Hierarchien teilweise relativ schwer war. Diese Hierarchien kennen zu lernen war auch ein großer Teil des Einblicks in die Radiowelt.
Betriebswirtschaftlich war es sehr interessant zu sehen, wie sich ein einzelner Sender in ein Unternehmen wie die Regiocast einfügt und welche Strukturen und Methoden genutzt werden, um die verschiedenen Sender in gewissen Nischen zu halten. Ob ich für mich eine berufliche Zukunft im Radio sehe, ist mir nicht unbedingt klar geworden. Allerdings weiß ich nun worauf ich mich einlasse, sollte ich mich dazu entscheiden. Das 2-jährige und eher gering bezahlte Volontariat ist aber einer der größten Kritikpunkte. Wenn man am Anfang des Bildungsweges steht, ist dies eine gute Option, da man ähnlich wie bei einer Ausbildung, neben der Bildung noch Geld verdient. Am Ende eines Masterstudiums fühlt sich dies, zumindest aus meiner Sicht, anders an. Die Erfahrungen bei Delta Radio waren trotzdem zum größten Teil empfehlenswert. Falls jemand dazu Fragen haben sollte, stehe ich gerne zu einem Gespräch oder Mailaustausch bereit.