Fachschaft und Studiengangleitung haben sich gemeinsam fünf Fragen an Dozierende des Studiengangs überlegt, die Studierenden die Gelegenheit geben sollen die Dozent*innen ein wenig besser kennenzulernen.
Dr. Wolfgang Johann – Webseite der EUF
1. Wie sind Sie zu Ihrem Forschungsschwerpunkt gekommen?
So, wie ich mir das gar nicht anders vorstellen kann: Durch Interesse. Aber das herauszufinden, war gar nicht so einfach. Als Teenager war ich mal mit der Schule bei einer dieser Pflicht-Veranstaltungen des Arbeitsamtes. Dort machte ich einen Was-passt-zu-mir-Test und heraus kam: Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Das war damals schon nicht das erste, was mir einfallen würde und als dann ein Mitarbeiter um die Ecke kam und sagte: ‚Was ein Zufall, solche Leute werden dringend gesucht!‘, habe ich mich lieber selbst auf die Suche begeben. Was ich damit sagen möchte: Es war ein langer Weg. Logistisch gar nicht so einfach.
2. Welches war ihr bestes KSM-Seminarthema bisher, und was wäre ein Wunschthema für die Zukunft?
Für das Seminar „Literatur und Gedächtnis“ bekam ich sehr positive Rückmeldungen von den Studierenden. Das Interesse an den Themen Erinnerungskultur und ‚Vergangenheitsbewältigung‘ ist hoch und diese Seminare werden gerne angenommen. Ein Wunschthema für die Zukunft wäre „Lyrik und Gesellschaft“, das plane ich jetzt schon das vierte Semester, aber irgendwie kommt immer was dazwischen. Nächstes Semester bestimmt. Oder übernächstes, mal schauen.
3. Welches Buch hat Sie besonders beeinflusst, bzw. sollte man unbedingt gelesen haben?
Diese Frage wurde mir in anderen Kontexten schon einige Male gestellt und ich versuche immer mich um sie herumzumogeln, weil es mir fahrlässig erscheint, nur ‚dieses eine Buch‘ anzugeben. Das ist ja bei einer Top-10-Liste schon nicht möglich, geschweige denn bei einer Top-100-Liste. So geht das also nicht. Manchmal mogele ich mich um die Frage herum und benenne einen Lieblingsschriftsteller/eine Lieblingsschriftstellerin (was das eigentliche Problem nicht beseitigt, sondern nur verlagert, ich weiß), aber seit Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur bekommen hat, ist dieses Feld auch etwas fluide geworden. Das gefällt mir, nämlich dann kann ich meine Lieblingskünstlerin nennen, deren Texte und deren Lieder mich seit Jahrzehnten faszinieren. Und das ist: Patti Smith.
4. Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Das hängt schwer vom Inhalt des Glases ab.
5. Welchen Rat würden Sie, rückblickend aus eigener Erfahrung, Ihrem Studierenden-Ich geben?
Das ist so eine Sache: Damals bin ich immer brav zur Studienberatung gegangen und habe mir auch neugierig angehört, was andere, die im Studium etwas weiter waren als ich, geraten haben. Das hört sich für mich heute noch plausibel an. Würde ich aber meinem Studierenden-Ich heute begegnen und einen Rat geben, unter den Bedingungen heute, würde mir folgendes einfallen: Bei allen Zwängen und Nöten, den ganzen Prüfungsanforderungen und unterschiedlichen Modulkatalogen, in denen Du festklemmst, während Du noch unbedingt diesen einen Passierschein A38 bekommen musst, vergiss nicht, dass diese Dinge kein Selbstzweck sind. Schaffe Dir Freiräume, vor allem emotionale und zeitliche, in denen Du das tun kannst, was wirklich wichtig ist im Leben: Ein gutes Buch lesen und mit jemandem über Literatur reden. Denn dafür ist das Studium ja eigentlich da. Wenn das nicht mehr möglich ist vor lauter Modul- und Prüfungszwängen, dann läuft etwas falsch und daran musst Du etwas ändern.