5 Fragen an Dr. Tobias Nanz

Fachschaft und Studiengangleitung haben sich gemeinsam fünf Fragen an Dozierende des Studiengangs überlegt, die Studierenden die Gelegenheit geben sollen die Dozent*innen ein wenig besser kennenzulernen.

Dr. Tobias Nanz – Webseite der EUF

Portait von Dr. Nanz

1. Wie sind Sie zu Ihrem Forschungsschwerpunkt gekommen?

Die Arbeiten von Michel Foucault haben mich sehr geprägt. Neben seinen Klassikern fand ich vor allem seine Schriften zu den Regierungstechnologien spannend und sah dort eine Lücke, die man medienwissenschaftlich nutzen kann. Foucault nennt zwar verschiedene Medien wie etwa Statistiken, Briefe und Bücher, mit denen eine Regierungen ihre Bevölkerung steuern kann bzw. mit denen Personen zu Selbsttechniken angeleitet werden. Er untersucht diese Medien allerdings nicht systematisch und moderne, elektrische oder digitale Medien kommen praktisch aufgrund seines Untersuchungszeitraums nicht vor. Das hat mich nicht losgelassen: Wie regulieren Medien Verhalten, Politik und Kommunikation? Wie schreiben sie sich in diese Prozesse selbst mit ein? Wie stören Medien? Wie eskalieren oder deeskalieren sie eine bestimmte Lage? Hinzu kommt noch ein Möglichkeitsdenken von Gilles Deleuze: Welche virtuellen Welten existieren noch jenseits der aktualisierten Welt? Und wie beeinflussen virtuelle Welten unser Leben im Hier und Jetzt? Nimmt man beides zusammen, interessiere ich mich dafür, wie Medien Politiken entwerfen und anleiten und dabei stets mit virtuellen Welten der Künste im Wechselverhältnis stehen.

2. Welches war ihr bestes KSM-Seminarthema bisher, und was wäre ein Wunschthema für die Zukunft?

Bislang habe ich nur ein Seminar in KSM angeboten: Eine Einführung in die Kulturtechnikforschung. Das hat mir großen Spaß gemacht und ich möchte das unbedingt einmal wiederholen. Meine neuen Wunschthemen finden im Frühjahressemester statt: Ein Seminar zu den „Medien der Vermittlung“ und eines zur „Abschreckung“.

3. Welches Buch hat Sie besonders beeinflusst, bzw. sollte man unbedingt gelesen haben?

Das eine Buch lässt sich schwer identifizieren. Spontan erinnere ich mich an eine fast rauschhafte Lektüre von Foucaults „In Verteidigung der Gesellschaft“. Der Band ist eine Herausgabe einer seiner Vorlesungen am Collège de France, die insbesondere dadurch bekannt geworden ist, dass Foucault dort Clausewitz‘ berühmte These – der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln – umkehrt. Die Vorlesungen haben meinen Blick auf Macht und Krieg geschärft und entwerfen eine Genese des modernen Staates samt Bio-Politik und Rassismus. Sehr spannend.

4. Ist das Glas halb voll oder halb leer?

Halb voll. Mindestens.

5. Welchen Rat würden Sie, rückblickend aus eigener Erfahrung, Ihrem Studierenden-Ich geben?

Studiere ein Jahr im Ausland, auch wenn dieses Ziel aufgrund bestimmter Rahmenbedingungen (Finanzen, etc.) manchmal nur schwer zu erreichen ist.