von Julia Lemburg und Nele Priebe
Am Montag, den 09.12.19 kam es zum lang erwarteten Highlight der Veranstaltungsreihe Eine Uni – Ein Buch, denn Hartmut Rosa folge der Einladung der Europa-Universität nach Flensburg, um über „Unverfügbarkeit“ zu sprechen. Diesen Termin hatten sich scheinbar viele in den Kalender eingetragen, denn das Audimax war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Unter der Moderation von Kathrin Fischer, die auch noch einmal einen Überblick und ein Resümee zum gesamten Projekt gab, kamen zunächst der Autor und danach drei Kritiker*innen zu Wort.
Hartmut Rosa stellte in seinem Vortrag zunächst seine Thesen vor und erläuterte, wie sein Buch Unverfügbarkeit entstanden und wie es zu verstehen ist. Er betonte, dass sich sein Konzept auch auf die Veranstaltungsreihe Eine Uni – Ein Buch übertragen lasse: Er hat mit seinem Buch den Anstoß gegeben; der Rest, also die Umsetzung und der Ausgang des Projektes sind unverfügbar und genau deswegen kann Resonanz entstehen – oder auch nicht.
Die erste Kritikerin, Prof. Dr. Shaswati Mazumdar, indische Germanistin und Literaturwissenschaftlerin, kritisierte vor allem den Fokus auf die westlichen Gesellschaften und fragte dabei, welchen Platz nicht-westliche Gesellschaften in Rosas Theorie haben.
Der zweite Kritiker, David Kronenthaler, Student im Masterstudiengang Transformationsstudien, stellte Rosa entgegen, das man positive Zukunftsbilder entwickeln müsse. Zudem betonte er, dass das Begehren in Rosas Theorie noch mehr hätte ausgeführt werden können, denn der Drang, Unverfügbares verfügbar zu machen, spiele in die Logik des Begehrens hinein.
Die letzte Kritik kam vom Präsidenten der EUF, Prof. Dr. Werner Reinhart. Er äußerte drei klare Kritikpunkte: 1. betonte er, dass Bildung Persönlichkeitsentwicklung bedeute, 2. sei ihm „Unverfügbarkeit“ zu unpräzise, und 3. seien ihm Diagnose und Ausblick zu pessimistisch, denn wir schreiben in unserer Gesellschaft nicht nur eine Verlustgeschichte, sondern können auch eine Menge Fortschritte verzeichnen, die in Rosas Werk nicht angesprochen werden.
Im Anschluss an diese drei Kritiken hatte Hartmut Rosa die Gelegenheit, sich zu rechtfertigen und Stellung zu beziehen. Dabei erklärte er, dass Unverfügbarkeit keinesfalls als etwas komplett Abgeschlossenes zu verstehen ist, sondern eher als Versuch, etwas auf den Punkt zu bringen, was sich nicht auf den Punkt bringen lässt. Um es mit Rosas Worten zu sagen: es herrscht also auch hier eine Halbverfügbarkeit vor.
Der Applaus am Ende der Veranstaltung und die scheinbar nicht mehr endenden Fragen des Publikums ließen auf einen erfolgreichen Abend mit einer Menge Resonanz schließen.