von Mats M.
Zwischen meinem zweiten und dritten Fachsemester im Masterstudium Kultur-Sprache-Medien bot sich mir die Chance, ein Praktikum im Tourismussektor anzunehmen – und das im mittelwestnorwegischen „Fjordland“. Ich bekam ein Praktikumsplatz bei der Firma „Møre og Trøndelag Guideservice“, die insbesondere Tagesausflüge für Kreuzfahrtschiffe plant sowie deren logistische Durchführung organisiert.
Während der Sommersaison 2019 habe ich sowohl als Guide, als auch als Dispatcher an vielen verschiedenen Destinationen in den Regionen Møre og Romsdal, Sogn og Fjordane, und Trøndelag gearbeitet. Mit ca. 50 verschiedenen Touren, die wir in der gesamte Region angeboten haben, konnte – und musste – ich mir als Guide zunächst einmal ausführliche Kenntnisse über die gesamte mittelwestnorwegische Region aneignen. Dies bedeutete für mich vorerst eine sehr detaillierte Auseinandersetzung mit den verschiedensten Sehens-würdigkeiten aber auch mit den geographischen und kulturellen Besonderheiten.
Die Touren, die ich guiden durfte, konnten unterschiedlichen nicht sein: von kurzen Kaffeefahrten über 10 Stunden lange Überlandfahrten im Bus bis zu strapaziösen Wanderungen im Gebirge war alles dabei – was für einen sehr abwechslungsreichen Alltag gesorgt hat. Während der Touren war besonders der persönliche Umgang und der zwischenmenschliche Kontakt mit den Reisenden sehr spannend und hat mir viel Freude bereitet. Da ich auf Deutsch, Englisch und Norwegisch Reisen geleitet habe, konnte ich meine Sprachfähigkeiten weiter ausbauen und festigen. Besonders für die Ausflüge der Hurtigruten von Kristiansund nach Molde und von Geiranger nach Molde musste ich Touren dreisprachig guiden und daher häufig zwischen diesen drei Sprachen hin und her wechseln.
Durch die teils sehr weit entfernten Destinationen ergaben sich in der Sommersaison sehr lange Arbeitswege und Arbeitszeiten, die häufig von 4 Uhr morgens bis 10 Uhr abends gingen. Die Tatsache, dass mir diese Tage die Fähigkeit abverlangten, besonders arbeitsintensive und anstrengende Zeiten die Stirn zu bieten – und dem Kunden dabei immer freundlich und entspannt gegenüber zu bleiben –, wurden durch die langen Sommernächte und dem nahen und intensiven Kontakt mit einem der wohl schönsten Naturregionen Europas kompensiert.
Neben dem Guiden habe ich vor allem als Dispatcher arbeiten dürfen. Hierbei steht die Koordinierung und logistische Umsetzung aller geplanten Touren an einem Einsatzort als Aufgabe. Als einzige physisch präsente Person der Organisiatoren solcher Touren, steht man einer sehr großen Verantwortung und einem großen Druck gegenüber. Da an solchen „Shore Excursions“ mehrere Firmen und Subunternehmer beteiligt sind, muss man – insbesondere bei ungeplanten Vorkommnissen – als Dispatcher zwischen verschiedenen Parteien, Interessen vermitteln können und Stress- und Notsituationen managen: Dafür bedarf es ein manches Mal enormer Flexibilität und Spontanität. Bei Ausfällen, Unfällen oder organisatorischen Problemen galt es eine schnelle Lösung zu finden und dabei im direkten Kontakt mit Menschen mit unterschiedlichen Interessen und kulturellen Hintergründen zu stehen und als Kontaktperson, für sowohl Busfahrer, Guides, Crewmitglieder als auch Organisatoren sowie Gästen zu vermitteln und zu schlichten. Die Verantwortung, die man als einzige ausführende Person am Kai hat verlangt ein schnelles leistungsorientiertes Arbeiten und hohe Kommunikationsfähigkeiten.
Das Praktikum hat mir sehr viel Spaß bereitet und einen tiefen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche in der Tourismusbranche sowie in die norwegische Geschichte gegeben. Neben vielen persönlichen Erlebnissen mit anderen Menschen habe ich auch viel über mich selbst lernen können.