Praktikumsbericht: Deutsches Museum Nordschleswig, Sønderborg / Dänemark

von Paula M.

Mein Auslandspraktikum habe ich im Deutschen Museum Nordschleswig in Sønderborg, Dänemark, von August bis Oktober 2025 absolviert. Ich bin ohne große Erwartungen oder Vorstellungen in das Praktikum gegangen und habe in Gesprächen mit der Museumsleitung und Archivleitung einen Themenschwerpunkt für mein Praktikum gefunden. Daraufhin habe ich die meiste Zeit mit der Fragestellung verbracht, warum sich so viele Nordschleswiger (dänische Staatsbürger, die Teil der deutschen Minderheit sind) während des zweiten Weltkriegs freiwillig für den Dienst in der Wehrmacht gemeldet haben. Zwar werden viele Menschen, mich am Anfang meines Praktikums eingeschlossen, denken „weil sie eben überzeugte Nationalsozialisten waren“, doch die Quellen zeigen, dass die Gründe und Einflüsse sehr viel vielfältiger und komplexer waren als das. Da ich in Nordrhein-Westfalen geboren und aufgewachsen bin, kam ich erst mit dem Umzug fürs Masterstudium nach Flensburg in den Kontakt mit der deutschen Minderheit in Dänemark und der dänischen Minderheit in Deutschland. Umso wertvoller war die Praktikumszeit in Sønderborg für mich, da ich insgesamt zehn Wochen lang Teil des Museumsteams war und viele verschiedene Menschen aus der deutschen Minderheit kennenlernen durfte. In dieser Zeit habe ich verschiedenste persönliche Nachlässe und Texte gelesen, aus denen die Gründe für eine Freiwilligenmeldung hervorgingen und in denen die komplexe Realität der Zeit immer sichtbarer wurden. Das Praktikum hat mich darin bestärkt, wie wichtig es ist, nicht in „schwarz-weiß“ Denken oder zu simple Abbildungen der Wirklichkeit zu geraten, da diese nie der Komplexität der Welt gerecht werden. Außerdem habe ich in den historischen Quellen immer wieder Parallelen zur jetzigen Zeit gefunden, wie zum Beispiel Textstellen, die Aussagen der AfD widerlegen. Für mich hat dies untermauert wie wichtig die Auseinandersetzung mit Geschichte ist und dass insbesondere die Geschichte der beiden deutsch/dänischen Minderheiten nicht nur von regionalem Interesse ist, sondern einen wichtigen Einblick in die deutsche Geschichte der letzten zwei Jahrhunderte sowie aktuelle Bewegungen darstellt. Somit ist das Praktikum für alle empfehlenswert, die sich für Geschichte, die Region Nord- und Südschleswig und ihre Menschen interessieren, sowie Menschen, die Museumsluft in einem familiären und überschaubaren Rahmen schnuppern wollen. Insgesamt war das Deutsche Museum Nordschleswig ein sehr flexibler Praktikumsplatz. So war es zum Beispiel kein Problem, dass ich montags und dienstags weiterhin als wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni Flensburg gearbeitet habe. Mittwochs bis freitags bin ich dann mit dem Bus nach Sønderborg gependelt. Für den Umfang der 180 Stunden war dies auf jeden Fall machbar, für einen längeren Praktikumszeitraum würde ich das jedoch nur begrenzt empfehlen, da man pro Strecke circa 1,5 Stunden unterwegs ist.