Feedback der Studierenden zum Projekt Eine Uni – Ein Buch

von Julia Lemberg

Um zu überprüfen, wie das Projekt Eine Uni – Ein Buch bei den Studierenden angekommen ist, haben wir eine kleine Umfrage gestartet und gefragt, ob und inwiefern die Studierenden über das Projekt informiert waren, ob sie aktiv teilgenommen haben und was sie sich noch gewünscht hätten.

Bei einer Teilnehmerzahl von knapp 200 Studierenden hat sich gezeigt, dass die Hälfte der Befragten von dem Projekt gewusst haben und die meisten auch das behandelte Buch nennen konnten. Ein Viertel der Studierenden gibt an, an den Veranstaltungen im Rahmen des Projektes teilgenommen zu haben, dabei waren die Ringvorlesung in der Phänomenta oder Veranstaltungen im Zuge eines Seminars die meistgenannten Antworten.

Gewünscht hätten sich die Studierenden unter anderem auch Veranstaltungen auf Englisch, mehr interaktive Veranstaltungen und mehr Angebote in möglichst jedem Studiengang.

Nichtsdestotrotz wünschen sich 74% der Studierenden, dass das Projekt Eine Uni – Ein Buch nochmal angeboten wird. Vorschläge seitens der Studierenden sind hierbei Bücher aus dem Bereich der Belletristik (gerne auch auf Englisch) oder Autoren aus den Medien oder der Politik, die sich mit aktuellen Themen befassen.    

Hartmut Rosa zu Gast an der Europa-Universität Flensburg

von Julia Lemburg und Nele Priebe

Am Montag, den 09.12.19 kam es zum lang erwarteten Highlight der Veranstaltungsreihe Eine Uni – Ein Buch, denn Hartmut Rosa folge der Einladung der Europa-Universität nach Flensburg, um über „Unverfügbarkeit“ zu sprechen. Diesen Termin hatten sich scheinbar viele in den Kalender eingetragen, denn das Audimax war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Unter der Moderation von Kathrin Fischer, die auch noch einmal einen Überblick und ein Resümee zum gesamten Projekt gab, kamen zunächst der Autor und danach drei Kritiker*innen zu Wort. 

Hartmut Rosa stellte in seinem Vortrag zunächst seine Thesen vor und erläuterte, wie sein Buch Unverfügbarkeit entstanden und wie es zu verstehen ist. Er betonte, dass sich sein Konzept auch auf die Veranstaltungsreihe Eine Uni – Ein Buch übertragen lasse: Er hat mit seinem Buch den Anstoß gegeben; der Rest, also die Umsetzung und der Ausgang des Projektes sind unverfügbar und genau deswegen kann Resonanz entstehen – oder auch nicht.

Die erste Kritikerin, Prof. Dr. Shaswati Mazumdar, indische Germanistin und Literaturwissenschaftlerin, kritisierte vor allem den Fokus auf die westlichen Gesellschaften und fragte dabei, welchen Platz nicht-westliche Gesellschaften in Rosas Theorie haben.

Der zweite Kritiker, David Kronenthaler, Student im Masterstudiengang Transformationsstudien, stellte Rosa entgegen, das man positive Zukunftsbilder entwickeln müsse. Zudem betonte er, dass das Begehren in Rosas Theorie noch mehr hätte ausgeführt werden können, denn der Drang, Unverfügbares verfügbar zu machen, spiele in die Logik des Begehrens hinein.

Die letzte Kritik kam vom Präsidenten der EUF, Prof. Dr. Werner Reinhart. Er äußerte drei klare Kritikpunkte: 1. betonte er, dass Bildung Persönlichkeitsentwicklung bedeute, 2. sei ihm „Unverfügbarkeit“ zu unpräzise, und 3. seien ihm Diagnose und Ausblick zu pessimistisch, denn wir schreiben in unserer Gesellschaft nicht nur eine Verlustgeschichte, sondern können auch eine Menge Fortschritte verzeichnen, die in Rosas Werk nicht angesprochen werden.

Im Anschluss an diese drei Kritiken hatte Hartmut Rosa die Gelegenheit, sich zu rechtfertigen und Stellung zu beziehen. Dabei erklärte er, dass Unverfügbarkeit keinesfalls als etwas komplett Abgeschlossenes zu verstehen ist, sondern eher als Versuch, etwas auf den Punkt zu bringen, was sich nicht auf den Punkt bringen lässt. Um es mit Rosas Worten zu sagen: es herrscht also auch hier eine Halbverfügbarkeit vor.

Der Applaus am Ende der Veranstaltung und die scheinbar nicht mehr endenden Fragen des Publikums ließen auf einen erfolgreichen Abend mit einer Menge Resonanz schließen.      

Unverfügbarkeit II

von Julia Lemburg & Nele Priebe

Machen wir uns die Liebe verfügbar?

So zumindest scheint es, wenn man Hartmut Rosas Ausführungen über Tinder und Co liest. Diese Passage, sowie weitere Auszüge aus Rosas „Unverfügbarkeit“ wurden am 07.11 im Literatur- und Kulturwissenschaftlichen Kolloquium, moderiert von Antje Dreyer, von Dozierenden und Studierenden verschiedener Fachrichtungen angeregt diskutiert. Zustimmung erfuhr diese These Rosas in dem Sinne, dass sich die Teilnehmer nahezu einig waren, dass der Begriff der Liebe verfügbar(er) wird, denn geht es in sämtlichen Dating-Portalen basierend auf Algorithmen noch um das, was wir wirklich unter Liebe verstehen? Durch Tinder und Co können wir zwar mehr Verfügbarkeit erzeugen, denn bei Ablehnung eines potenziellen Partners bekommen wir quasi unbegrenzten „Nachschub“. Dennoch, so lautete der Konsens der Teilnehmer, bleibt die Resonanz dabei auf der Strecke.

An einigen Stellen wurden jedoch auch kritische Stimmen zu Rosa laut. Macht er sich in seiner Argumentationsweise nicht gar die ganze Welt verfügbar? Sollen wir die aufgestellten Behauptungen so akzeptieren und hinnehmen oder gibt es Gegenargumente? Auch die (nicht direkten) Anknüpfungen Rosas an beispielsweise Martin Heidegger und Walter Benjamin wurden in diesem Rahmen kritisch betrachtet. Gezeigt hat sich während des Kolloquiums aber vor allem eins: „Unverfügbarkeit“ löst eine Menge Rede- und Diskussionsbedarf aus. 

Von Helene Fischer und Halbverfügbarkeit

Dass Hartmut Rosas Werk “Unverfügbarkeit“ nicht nur in geschlossenen philosophischen Kontexten anwendbar ist, sondern im Gegenteil, sich etliche Gedanken daraus auch im Alltag wiederfinden lassen, hat das Kultur- und Literaturwissenschaftliche Kolloquium am 07.11. gezeigt. Durch die Moderation von Antje Dreyer beteiligten sich Dozierende wie auch Studierende aus den Bereichen der Germanistik, Anglistik und Romanistik sowie der Kulturwissenschaft angeregt an der Diskussion um „Unverfügbarkeit“  

Rosa erläutert in seinem Werk, dass Resonanz eine Halbverfügbarkeit impliziert und verdeutlicht dies am Beispiel seiner schnurrenden Katze, deren Schnurren er weder beeinflussen noch kontrollieren kann. Ebenso verhält es sich mit einem Gedicht, welches nur dann Resonanzerfahrungen ermöglicht, wenn man es eben noch nicht ganz verstanden hat. Kritische Stimmen im Kolloquium haben (provokant) gefragt, warum Helene Fischer, mit zugegebenermaßen nicht besonders komplexen Songtexten, trotzdem so populär ist. Widerspricht das Rosas These der Halbverfügbarkeit? Können wir mit Dingen in Resonanz treten, die wir verstanden oder begriffen haben? Oder erwarten wir von vielen Dingen nicht auch eine Art Halbverfügbarkeit, weil wir es gewohnt sind?

In den 90 Minuten des Kolloquiums hat sich in jedem Fall gezeigt, dass „Unverfügbarkeit“ eine Menge Diskussionsansätze bietet und sich für jeden einzelnen, egal aus welchem Fachbereich, schnell weitere Beispiele für Rosas Thesen finden lassen, die jedoch zum Teil dem Gesagten auch kritisch gegenüberstehen.       

Link zur Webseite von „Eine Uni – ein Buch

Unverfügbarkeit I

von Nele Priebe & Julia Lemburg

Jeder KSM-Studierende wird im Laufe seines Studiums ein Projekt absolvieren und wir haben in diesem Semester die Möglichkeit erhalten, das uniweite „Eine Uni – Ein Buch“ Projekt dokumentieren zu können. Als Uni werden wir alle uns – unter der Projektleitung unserer Pressesprecherin Kathrin Fischer – fächerübergreifend auf verschiedene Weisen mit dem Buch „Unverfügbarkeit“ von Hartmut Rosa auseinandersetzen und wir laden Sie und euch herzlich ein, mitzumachen.

Neben einer öffentlichen, wöchentlich stattfindenden Ringvorlesung in der Phänomenta, bei der Wissenschaftler*innen der Uni und externe Gäste über ihre Sicht auf das Thema sprechen, gibt es Gesprächs- und Leserunden in der Campelle oder einen Lesekreis im Projektraum in der der Norderstraße 147. Das Projekt wächst stetig und es sind weitere Programme geplant.

Wir von KSM möchten während des Projekts einen Blick hinter das ganze Geschehen werfen: wir werden Studierende, Dozentinnen und Referentinnen interviewen, um mehr Einblicke zu erlangen. Wir möchten möglichst viele Interessent*innen gewinnen und ihre persönlichen Eindrücke festhalten. Wir möchten die Veränderungen dokumentieren, die über den Verlauf aller Aktivitäten in uns stattfinden und überlegen, welche Erfahrungen wir mitnehmen, die uns hoffentlich nachhaltig prägen werden.

All diese Eindrücke werden filmisch, aber auch textlich festgehalten und wir laden alle dazu ein, über diesen Blog und die Projektseite das Geschehen zu verfolgen und vielleicht zu der ein oder anderen Veranstaltung zu kommen.

Link zur Webseite von „Eine Uni – ein Buch