Praktikumsbericht Universidade Federal de Minas Gerais

von Leonie H.

Zufällig lief mir Ende letzten Jahres im Romanischen Institut, wo ich damals einen HiWi-Job hatte, ein deutscher Professor über den Weg, der mir von seiner brasilianischen Uni vorschwärmte. Innerhalb von 1 Woche war dann alles geklärt. Ich würde mein Auslandspraktikum im Office for International Affairs an der Universidade Federal de Minas Gerais in der 3-Millionen-Einwohner-Stadt Belo Horizonte in Brasilien absolvieren. Ich sprach zwar kaum ein Wort Portugiesisch, aber was soll´s: Auf ins Abenteuer.

In Belo Horizonte wurde ich in einem Studentenwohnheim untergebracht, in dem außer mir und vielen brasilianischen Studierenden auch die Austauschstudis wohnten. Das Office for International Affairs gliederte mich schnell in alle Programme für die Internationalen Studierenden ein. Auf Anhieb fand ich Anschluss. Zudem wurde mir auch mein brasilianischer Buddy zugeteilt, die nur Portugiesisch sprach und mich während meines 3-monatigen Aufenthalts in die brasilianische Kultur einführte. Dazu gehörten beispielsweise afrobrasilianische, traditionelle Riten oder auch der Karneval, die verrückteste Feier meines Lebens. Der Spaßfaktor ist in Brasilien also nicht zu kurz gekommen.

Im Office versuchte ich mich zunächst auf Englisch, bald auch auf Spanisch durchzuschlagen. Ich arbeitete in einer Projektgruppe an der Erneuerung der Webseite und sollte Informationen von allen verschiedenen Sektoren einholen. Obwohl ich mit dieser Aufgabe ganz schön an meine Grenzen geführt wurde, schenkte sie mir von Beginn an Einblicke in alle Bereiche. Zudem lernte ich jeden Mitarbeiter in einem langen Gespräch persönlich kennen und mir wurde klar, dass an Portugiesisch kein Weg vorbeiführen würde. Ich wurde zum Sprachkurs für die internationalen, spanischsprachigen Studierenden zugelassen und lernte innerhalb von 3 Wochen alles Nötige, um mich die weitere Zeit auch mit meinen nur Portugiesisch sprechenden Kollegen unterhalten zu können.

Dadurch, dass ich für jeden Sektor zur Verfügung stand, hatte ich eine bunte Mischung an Aufgaben: Die Vorbereitung der Einführungswoche für die Austauschstudis, die Übersetzung des Abkommens mit deutschen Partneruniversitäten, die Transkription des Eröffnungsvortrags von Celso Amorim, eines ehemaligen und sehr beliebten Außenministers Brasiliens, den er bei der letzten Summer School an der UFMG gehalten hatte, die Teilnahme an Auswahlverfahren für Stipendien und selbstverständlich weiterhin die Mitarbeit an der Neustrukturierung der Webseite. Darüber hinaus hielt ich doch tatsächlich mehrere Präsentationen zu Möglichkeiten zum Auslandsstudium sowie die Begrüßungsrede für die Internationalen Studierenden auf Portugiesisch und erklärte mich zu einem Live-Interview im Uni-Radio bereit. Im Nachhinein irgendwie super verrückt wie schnell ich mich zumindest auf einem grundlegenden Niveau auf Portugiesisch ausdrücken konnte.

Total schön war die Atmosphäre im von mir angebotenen Deutsch-Konversationsclub. Die brasilianischen Studierenden, die gerne in Deutschland studieren oder arbeiten wollen, konnten ein wenig Sprachpraxis sammeln und etwas über die Eigenheiten der deutschen Kultur erfahren. Mehrere geplante Events beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem DAAD kamen durch Corona leider nicht mehr zustande. Trotzdem war es spannend, aufgezeigt zu bekommen, wie vernetzt und präsent Deutschland in Brasilien ist und welche Interessen zum Austausch auf beiden Seiten bestehen.

Das Tollste an meinem Praktikum war für mich die Zusammenarbeit mit meinen brasilianischen Kollegen, die mir teils wirklich sehr ans Herz gewachsen sind, sowie der Einblick in die brasilianische Arbeitswelt. Kulturell bedingt läuft vieles doch sehr anders ab als in Deutschland. Ich habe es total genossen, diese Unterschiede wahrzunehmen und mich in diesen neu aufgesteckten Räumen auszuprobieren und später dann auch ganz natürlich zu bewegen.