Empirische Forschung an der Westküste Irlands

von Melanie G.

Im Rahmen meiner Masterarbeit mit dem Titel „The Use and Perception of Irish in Galway“ war schnell klar, dass ich qualitative Interviews vor Ort in Irland durchführen möchte. Im März wollte ich über einen Zeitraum von vier Wochen, einheimische und ausländische Studierende über ihre Erfahrungen und Meinungen zur irischen Sprache befragen. Einen ersten Kontakt nach Irland hat mir mein Erstbetreuer Prof. Dr. Langer vermittelt, der mit zwei Dozenten bekannt ist, welche an der Universität in Galway unterrichten. Somit hatte ich bereits vor Ankunft zwei Ansprechpartner, die mir geholfen haben Kontakt zu potenziellen Interviewpartnern herzustellen.

Während meines Aufenthaltes bin ich in einem Hostel untergekommen, in dem semesterweise Mehrbettzimmer an Studierende vermietet werden. Da es noch freie Plätze gab, konnte ich auch für einen kürzeren Zeitraum dort wohnen. Der Vorteil dieser Unterkunft war, dass dort insbesondere internationale Studierende wohnen, die ich interviewen konnte. Zusätzlich zu meinen Mitbewohnern habe ich Menschen in Cafés, auf dem Unigelände und bei Couchsurfing-Treffen angesprochen. Außerdem habe ich ein Poster mit einem Aufruf und den wichtigsten Informationen auf dem Campus verteilt. Kurz darauf wurde die Universität wegen des Coronavirus jedoch geschlossen und auch die Stadt wurde zunehmend leerer. Am meisten Rückmeldung habe ich daher auf mein Poster in digitaler Form erhalten, welches ich and die Studierendenvertretung und Fachschaft geschickt habe und diese es wiederum über ihre eigenen Kanäle geteilt haben. Sobald ich ein paar Gespräche geführt hatte, wurde es zunehmend leichter in Kontakt mit weiteren Teilnehmenden zu kommen. Bereits interviewte Gesprächspartner haben mich an ihre Freunde vermittelt oder es über ihre eigenen sozialen Medien geteilt.

Zu Beginn des Aufenthaltes habe ich mich mit den Interviewpartnern in Cafés und Pubs verabredet, da es in einer lockeren Atmosphäre leichter fiel ein natürliches und entspanntes Gespräch zu führen. Allerdings musste ich nach 14 Interviews auf Onlinegespräche umsteigen, da es galt persönliche Treffen zu vermeiden und die meisten Lokale geschlossen hatten. Gespräche über das Internet bereiten insofern Probleme, da durch die teils schlechte Verbindung der Gesprächsfluss gestört wird und man sich wegen der Verzögerung ins Wort fällt oder die Verbindung komplett abbricht. Allerdings bietet es auch viele Vorteile, da ein Skypeanruf weniger Aufwand für den Teilnehmenden bedeutet als ein persönliches Treffen. Außerdem kann man dezenter seinen Leitfaden studieren und sich Notizen machen. Auch das Aufnahmegerät ist nicht dauerhaft sichtbar, was vor allem am Anfang eines persönlichen Gespräches abschreckend wirken konnte.

Auch wenn ich wegen der unruhigen Situation eine Woche früher abgereist bin und der Aufenthalt anders als erwartet verlief, habe ich alle nötigen Interviews führen können und viele interessante Eindrücke zur irischen Sprache gehört. Galway ist nicht nur für meine Arbeit als „Ireland’s Bilingual City“ relevant, sondern zusammen mit Rijeka auch Europas Kulturhauptstadt 2020 – ein Besuch lohnt sich also in jedem Fall!