Der Kreislauf des Lebens – Ausstellung zum Thema der Vergänglichkeit

Das KSM-Projekt „How to Write a Review“ beschäftigt sich mit dem Verfassen von Kritiken zu verschiedenen Themen, wie etwa einer Literaturkritik, Kunstkritik oder Restaurantkritik.

Gemälde, Skulpturen, Fotographien, Collagen und Zeichnungen. Mit Hilfe all dieser Materialien experimentiert der Künstler John Olsen und überschreitet dabei die Grenzen von Natur und Kultur.

Anlässlich seines 80sten Geburtstages hat das Kunstmuseum in Ribe – welches als anerkannte unabhängige Institution zu den ältesten Museen des Landes Dänemarks zählt – eine Ausstellung in der ersten Etage der stattlichen Villa organisiert.

Schon wenn man das schlossähnliche rote Gebäude im Stil der Renaissance betritt, empfangen einen die hohen Räumlichkeiten in einer freundlichen Atmosphäre und die erhabene Holztreppe, die man in zur Ausstellung hinauf schreitet, steigert die Vorfreude auf die interessanten und vielfältigen Kunstwerke von John Olsen. Die Ausstellung selber, die noch bis zum 21. Mai 2018 in Ribe stationiert ist, beschäftigt sich im Allgemeinen mit der Natur und Kunst. Im Speziellen geht es um den Tod, das Vergängliche, die Geburt sowie Existenz, aber auch um Sinnlichkeit und Erotik. Seine Kunstwerke sind in unterschiedliche Episoden seines Lebens sowie Thematiken unterteilt ausgestellt und erleichtern dem Besucher dadurch die Auseinandersetzung mit den teilweise doch sehr skurrilen aber auch zum Nachdenken anregenden Werken.

John Olsen begann seine Karriere mit dem Zeichnen von toten Vögeln für wissenschaftliche Bücher. Generell sind Vögel für ihn ein zentrales Thema seiner Arbeiten, sodass er sie immer wieder in unterschiedlichsten Formen darstellt. Während dieser Episode stellte er jedoch fest, dass er Kunst weiter fassen und sich nicht auf einen Schwerpunkt spezialisieren wollte. Dies erklärt auch die Wandlung seines Stils im Laufe seines bisherigen Lebens sowie seine Experimentierfreude. Seine Freude daran macht sich im Laufe der weiteren Episoden und somit seiner folgenden Lebensjahre deutlich bemerkbar. Dabei gibt es skurrile Darstellungen in die der Betrachter einiges interpretieren kann – wie zum Beispiel seine „Sweat Drawings“, die er in der Sauna kreierte und mit Hintergrund dieses Wissens leicht verstörend wirken, Gemälde die der passionierte Schlachter mit den Körperteilen oder Organen von geschlachteten Tieren fertigte und die dem Besucher einen Schauer des Ekels und gleichzeitig der Faszination über den Rücken laufen lassen – ebenso wie eindeutig gemalte Kunstwerke wie die Silhouette einer nackten Frau oder unterschiedlichste Zeichnungen von Tieren. Und auch in Collagen oder Kollektionen und Skulpturen arbeitet John Olsen die Themen des Vergänglichen sowie des Todes auf. Hin und wieder irritiert den Betrachter die scheinbar unzusammenhängende Ausstellung, die großen Stilsprünge sowie die ständige Auseinandersetzung mit dem Verfall, muss jeder sich dadurch auf die eine oder andere Weise mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen. Möglicherweise gerade deshalb hallt die Ausstellung noch lange nach und beschäftigt die Gedanken und die Frage nach der eigenen Existenz noch nach Tagen.

Schön wären hin und wieder Hinweisschilder zu den einzelnen Arbeiten, sodass der Betrachter die Möglichkeit hat mehr über die Entstehungsgeschichte dieser zu erfahren. So wird ein Gemälde zum Beispiel noch interessanter und ermöglicht neue Eindrücke, nachdem man erfahren hat, dass es mit einer Placenta gemalt wurde oder das Nacktschnecken mit Pigmenten bestäubt das Bild in einem langen Prozess „bekrochen“ haben. Diese Informationen erhält man jedoch nur, wenn man durch die Ausstellung geführt wird.

Ansonsten lässt sich über die Gestaltung, das Ambiente und die Ausstattung des Museums nur positives vermerken. Die Werke sind liebevoll ausgesucht und gut in Szene gesetzt, der Besucher fühlt sich rundum wohl und ist beeindruckt von den Räumlichkeiten und der Atmosphäre des Gebäudes und anliegenden Gartens.

Auch wenn die Ausstellung leider bald weiter zieht, lohnt sich ein Besuch des Kunstmuseums in Ribe. Das wunderschöne restaurierte Gebäude, die Sammlung dänischer Kunst von 1570 bis 1950, der beeindruckende Garten mit dem Museumscafé sowie wechselnde Ausstellungen (vom 09. Juni bis zum 23. September 2018 beherbergt das Museum ausgesuchte Werke aus der Sammlung des Museums Ordrupgaard zum Thema „Goldenes Zeitalter und grüne Wälder“), aber auch die alte Stadt Ribe lohnen sich für einen Ausflug und laden zum Verweilen ein.

Franziska Kuhlmann┃ 15. Mai 2018┃ Europa-Universität Flensburg

John Olsen’s ‚Impressions of Life‘ at Ribe Art Museum

Das KSM-Projekt „How to Write a Review“ beschäftigt sich mit dem Verfassen von Kritiken zu verschiedenen Themen, wie etwa einer Literaturkritik, Kunstkritik oder Restaurantkritik.

A private villa turned museum quite charmingly offers the ideal space for an intimate, personal art exhibition. The entrance hall immediately hints at the splendor of the building, with gorgeous statues and intricate floor and ceiling designs, and from there, divided by a glass door, the first part of the exhibition is displayed – the Golden Age of Danish art, framed in decadently thick golden frames that only add to the feeling of splendor. Everything about this room, from the beautiful oil paintings on canvas to the large marble statue to the exquisite white stucco designs on the ceiling invite to dwell longer and feel most welcome.

The centerpiece of the exhibition, presented on the entire top floor of the museum, focuses on the work of Danish artist John Olsen – from his early years as an apprentice artist to his later work.

As the title of the exhibition, Impressions of Life, implies, the art depicted in the exhibition offers an insight into John Olsen’s work throughout his different stages of life, presented almost like chapters in a book of life and art. The exhibition begins with a display of his earliest drawings, studies of birds so detailed they seem almost scientific.

Early on there seems to be a theme apparent, a strong focus on nature and animals, on the cusp of life and death. The titles of the different selections of art highlight this interrelation between life and death – Growth and Decay, Cadaver, Chasing Birds and Animals. More than anything, these titles skillfully reflect the art that is displayed and invite to stay longer and ponder on their meaning.

Walking through the different rooms displaying Olsen’s work, it becomes apparent that the artist masters various different techniques, from drawings with pencil on paper to prints and etchings to photography and collages. But most striking are the giant drawings with pigment on paper exhibited in the largest room of the top floor, categorized under the title Impressions of Life.

From afar, they seem to be just giant paintings, but only upon taking a closer look do the different John Olsen: Gråkrager. (Crows). 1959. Photo: Kirstine Mengel materials used for the art become visible. Hides, plants and animal organs among other materials are pressed into the pure color on the paper, leaving a coincidental imprint. Especially these works highlight the symbiosis of life and death, art and nature.

However, these works are on the brink of morbidity, and perhaps not everyone is going to enjoy the idea of a dead sheepskin being used to create art. Especially in the installment of three glass cases does this morbidity strike the eye. Olsen possesses a large collection of dead things and strange objects – others might label them as trash – that he displays in glass cases which he calls “wonder cases”. I would not go so far as to call them a wonder, or even wonderful, but what they quite successfully achieve is a further insight into the mind of Olsen as an artist, highlighting again his focus on nature, animals and death.

The museum itself – despite its rather small rooms – works excellently for the exhibition of John Olsen’s art, with his works arranged in such a way that does not feel crowded. Instead, the dimmed lights throughout many of the rooms, along with the soft gray and beige wall colors allow for a more intimate and close-up feeling, inviting to stand closer to the paintings and really take in their intricate character. The different rooms are separated by black curtains, and stepping through them is highly anticipated, as it feels like stepping into a new chapter of art.

The overall atmosphere of the art museum is calm and personal, and the many seating opportunities along with further reading material on the artists or the museum’s   history particularly invite to prolong the stay.

A visit to Ribe Art Museum is definitely worth its while and the art exhibition of John Olsen, which will remain at Ribe until the 21st of May before being passed on to the Faaborg Museum on Funen, will definitely leave a long-lasting impression.

Marie Hartkopf┃ 27th April 2018┃ Europa-Universität Flensburg